Geschichte des Wasserwirtschaftsamtes Weiden
Ursprung
Die Anfänge des öffentlichen Flussbaudienstes reichen in Bayern zurück auf die Regierungszeit des Kurfürsten Karl Theodor (1777 – 1799), der im Jahre 1790 den Obersten und Hofkammerrat Adrian von Riedl als General-Straßen- und Wasserbaudirektor berief.
Anfänge
Durch die "Allerhöchste Königliche Verordnung von 1872" wurden den Kreisen (jetzt Regierungsbezirken) Kreisbauräte und Assessoren zur Leitung und Beaufsichtigung des Staatsbauwesens zugewiesen. Gleichzeitig wurden 24 Straßen- und Flussbauämter gegründet, denen neben den Straßenbauaufgaben auch die Bau- und Verwaltungsaufgaben an den öffentlichen Flüssen "mit erheblicher Hochwassergefahr" oblagen. (Bildnachweis: Stadtarchiv Weiden, Fotosammlung).
Gründung
Das Wasserwirtschaftsamt Weiden wurde kraft der Königlichen Verordnung vom 21.12.1908 zum 01.01.1909 als Königliches Kulturbauamt Weiden gegründet. Das Königliche Kulturbauamt Weiden, dessen Amtsräume sich im Hause des Kaufmanns Georg Kreiner in Weiden, Sedanstraße 148 ½ befinden, umfasst den Stadtbezirk Amberg, die Amtsbezirke Neustadt a.d.Waldnaab, Amberg, Eschenbach, Kemnath, Nabburg, Oberviechtach, Sulzbach, Tirschenreuth und Vohenstrauß, sowie den Amtsgerichtsbezirk Kastl.
Moorkulturstation in Weiden
Die Moorkulturanstalt in Regensburg wird vom 01.04.1911 ab als Moorkulturstation (= Urbarmachung von Moor- und Heideböden zu landwirtschaftlichen Nutzflächen) für die Oberpfalz und für Oberfranken nach Weiden verlegt und dem Kulturbauamt Weiden angegliedert und unterstellt. (Bildnachweis: Stadtarchiv Weiden, Fotosammlung).
Erster Umzug
Das Kulturbauamt Weiden zog zum 03.11.1919 ins ehemalige Hotel Anker, Wörthstr. 10/II, Fernruf No. 83. (Bildnachweis: Stadtarchiv Weiden, Fotosammlung).
Kulturbauamt und Landbauamt in neuen Räumen.
Der nächste Umzug erfolgte in die Moltkestraße 74 ½ (später Moltkestraße 12), wo das Kulturbauamt Weiden gemeinsam mit dem Landbauamt Weiden in einem städtischen Neubau untergebracht wurde. (Bildnachweis: Stadtarchiv Weiden, Fotosammlung)
Vom Kulturbauamt zum Wasserwirtschaftsamt
Mit der Verordnung der Bayerischen Landesregierung vom 11. Juni 1941 wurden die Kulturbauämter in Wasserwirtschaftsämter umbenannt. (Bildnachweis: Stadtarchiv Weiden, Fotosammlung)
Erweiterung des Aufgabenbereichs
Am 27. Juli 1953 trat das erste Gesetz zur Vereinfachung der staatlichen Bauverwaltung in Kraft. Die jetzt wieder bayerisch gewordenen Wasserwirtschaftsämter bekommen die Bau- und Verwaltungsaufgaben an den öffentlichen Flüssen, den Staatsprivatflüssen und –bächen und an den Gewässern mit erheblicher Hochwassergefahr übertragen, die bis dahin von den Straßen und Flussbauämtern betreut wurden. Ebenso sind die bayerischen Wasserwirtschaftsämter seither für alle Fragen der Wasserversorgung und Abwasserbeseitung zuständig.
Inbetriebnahme des Liebensteinspeichers
Der Liebensteinspeicher dient den unterliegenden Gemeinden als Hochwasserschutzeinrichtung. Im Falle von Niedrigwasser kann aber auch aufgestautes Wasser abgegeben werden (Niedrigwasseraufhöhung). Mit einer Francis-Turbine wird regenerative Energie mit einem mittleren Jahresarbeitsvermögen von ca. 0,57 Mio. Kilowattstunden erzeugt.
Geänderte Aufgabenschwerpunkte
In den 70er und 80er Jahren kam als neuer Schwerpunkt die technische Gewässeraufsicht hinzu. Die Gemeindegebiets- und Landkreisreform im Jahr 1972 brachte eine grundlegende Änderung der Dienstbezirksgrenzen mit sich. Die immer intensivere Ausnutzung der Baugrundstücke führten zu immer häufigeren Eingriffen in das Grundwasser – der Grundwasserschutz wuchs zu einer der bedeutendsten Aufgaben heran
Inbetriebnahme der Talsperre Eixendorfer See
Mit der Inbetriebnahme bietet der Speicher den Bewohnern des Schwarzachtals Schutz vor Hochwasser und sichert die ausreichende Wasserführung bei Niedrigwasser. Der See und die dazugehörige Eixendorf-Talsperre werden zudem zur Gewinnung umweltfreundlichen Stroms genutzt.
Einrichtung eines chemisch-biologischen Labors
Als neuer Schwerpunkt war die sogenannte technische Gewässeraufsicht bzw. Gewässergüteaufsicht zu den Aufgaben des Amtes hinzugekommen. Wie an allen anderen bayerischen Wasserwirtschaftsämtern wurde auch in Weiden zur Untersuchung von Abwasser-, Grundwasser- und Gewässerproben ein chemisch-biologisches Labor eingerichtet, Neue Fachkräfte mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung wurden eingestellt.
Wasserwirtschaftsamt gehört nun zum Umweltministerium
Eingliederung ins Bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen.
Erstes Hochwasserschutzkonzept Weiden
Am 26.01.1995 entkam die Innenstadt von Weiden nur knapp einer Katastrophe. Das 50-jährige Hochwasserereignis konnte nur durch massiven Einsatz von Hilfskräften (Flussmeisterstelle bis hin zur Bundeswehr) größeren Schaden verhindern. Für 5,7 Millionen Euro wurde von 1995-2007 in mehreren Bauabschnitten ein Hochwasserschutz für ein 100-jährliches Hochwasser gebaut.
Fachkundige Stellen an den Landratsämtern
1996 wurden an den Landratsämtern bayernweit sogenannte Fachkundige Stellen eingerichtet. Aufgaben und Personal der Wasserwirtschaftsämter wurden dorthin verlagert.
Hochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020
Als Konsequenz aus dem Pfingsthochwasser 1999 hat die Bayerische Staatsregierung im Jahr 2001 das Hochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020 aufgelegt, das bis 2020 Investitionen von insgesamt rund 2,3 Mrd. Euro in den natürlichen Rückhalt, in den technischen Hochwasserschutz und in die Hochwasservorsorge vorsah.
Verwaltungsreform -1 + 1 = 1
Zum 31.12.2005 wurde in der Bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung eine Organisationsreform durchgeführt. Es trat zum 01.01.2006 die Verordnung über die Einrichtung und Organisation der staatlichen Behörden für die Wasserwirtschaft (OrgWasV) in Kraft. Von den bisherigen 24 Wasserwirtschaftsämtern wurden 7 aufgelöst. Daher erfolgte ein Zusammenschluss der beiden Wasserwirtschaftsämter Amberg und Weiden.
Wasserwirtschaftsamt Am Langen Steg 5
Mit dem Zusammenschluss der beiden Wasserwirtschaftsämter stieg gleichzeitig der Raumbedarf. Im großzügigen Gebäude Am Langen Steg fanden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Platz für einen gemeinsamen Neuanfang. Der Amtsbezirk des Wasserwirtschaftsamts Weiden umfasst heute die Kreisfreie Stadt Weiden sowie die Landkreise Amberg-Sulzbach, Neustadt a.d.Waldnaab, Schwandorf und Tirschenreuth.
Gewässerrandstreifen in Bayern
Mit Inkrafttreten der naturschutzgesetzlichen Regelungen des Volksbegehrens Artenvielfalt "Rettet die Bienen" und des ergänzenden Begleitgesetzes zum 1. August 2019 wird das Anlegen von Gewässerrandstreifen an natürlichen und naturnahen Fließ- und Stillgewässern zur Pflicht (Art. 16 Abs. 1 Satz 1 BayNatSchG). Die Kulisse der Gewässer 3. Ordnung (kleine, kommunale Gewässer) befindet sich aktuell in der Überarbeitung. Für das Wasserwirtschaftsamt Weiden sind seit 2021 zwei Mitarbeiter für die Überprüfung und Kartierung der Gewässer 3. Ordnung beauftragt. Dieser Prozess wird eine längere Zeit in Anspruch nehmen.
Wasserzukunft Bayern 2050: Wasser neu denken
Mit der umfassenden Gesamtstrategie "Wasserzukunft Bayern 2050" mit den beiden Programmen "PRO Gewässer 2030" (Hochwasserschutz, Ökologie und Sozialfunktion) und "Wassersicherheit 2050" (Trockenheit und Dürre) den wasserwirtschaftlichen Herausforderungen, die u.a. durch den Klimawandel verstärkt werden.
Der Zuständigkeitsbereich und der Aufgabenbereich des Amtes waren seit seiner Gründung im Jahre 1913 einem steten Wandel unterworfen. Während zu Beginn die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen im Vordergrund stand, ist ein Schwerpunkt heute der Hochwasserschutz. Das Amt hat mit seinen Beschäftigten seit seiner Gründung gezeigt, dass es in der Lage ist, die ihm gestellten Aufgaben zu meistern.